Boykott der Marke Schweiz

Die Schweiz als Land, und aus meiner Perspektive als Marke, geriet die letzten Monate international immer wieder auf den Prüfstand: die Libyen-Affäre, das Bankgeheimnis und neuerdings das Minarett-Verbot. In der Presse ist die Rede vom Schämen und vom Sieg. Wer gewinnt bei dieser Debatte nun wirklich?

Markenwerte der Schweiz

Die Eidgenossenschaft basiert auf starken Werten und gilt als sparsam, bescheiden, ehrlich, pünktlich, zuverlässig, sauber, gemässigt und genau. Daneben stehen die Produkte unserer Industrie- und Dienstleistungsbetriebe für hohe Qualität, Vertrauen und Sicherheit. Gestützt wird das Bild von der schönen Bergwelt, feinster Schokolade, köstlichem Käse und den präzisen Schweizer Uhren. Nun exponiert sich die kleine neutrale Schweiz in einer Art Glaubenskrieg.

Die direkte Demokratie hat gesprochen

Die Stärke der Schweiz besteht darin, dass wir uns nicht durch unterschiedliche Meinungen auseinander treiben lassen. Der Volksentscheid ist gefällt. Die direkte Demokratie hat gesprochen. Es gilt nun den Entscheid zu tragen und zu unseren Werten zu stehen, damit wir unsere Identität und den Glauben an unser Land behalten. Nutzen wir die Chance und fördern wir den Dialog mit den aufgebrachten Gemütern, so beweisst die Schweiz Stärke in einem Konflikt der schon lange besteht und mit gegenseitigem Verständnis in die richtigen Bahnen gelenkt wird.

Boykottaufruf im Internet

Das Internet und mit ihm das Social Media bietet sich geradezu an, um sich für alle mögliche Anliegen zu formieren. So geschieht dies auch auf Facebook. Zum Thema «Boycott Switzerland» findet sich eine kleine Anzahl an Gruppen, welche aktiv die Boykottierung der Schweiz und ihrer Produkte propagieren. Da die Gruppen öffentlich sind, bekommen auch Nichtmitglieder Einsicht in die Inhalte. Die Bandbreite reicht von der Auflistung grosser Schweizer Unternehmen bis zu Produktbildern der Marken Nestlé, Omega und Rolex, die es zu boykottieren gilt.

Ausschnitt der zum Boykott aufgerufenen Artikel (Quelle:facebook.com)

Vertrauen der Kunden ist stärker

Gräbt man etwas tiefer, so finden sich zu allen möglichen Produkten, Persönlichkeiten, Ländern und Firmen bereits solche Boykott-Seiten – so ist die Erscheinung nichts Neues, die Anzahl der Teilnehmer von über 3000 Mitglieder der grössten Schweizer Boykott-Gruppe lässt dennoch aufhorchen. In der Sonntagspresse nimmt dann auch Nestlé dazu Stellung und ist zuversichtlich, dass die «Tatsache erkannt wird, dass das Unternehmen stets die Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Toleranz unterstreicht». So bin auch ich der Meinung, dass eine momentane negative Einstellung zu einer Volksmeinung weniger stark ist, als das Vertrauen in die Schweiz.

Mensch – Werte – Marke

Werte sind aus meiner Sicht stärker als der Glaube oder die Politik. Die weltweiten Demonstrationen, die kritischen Beiträge in der Weltpresse und die Boykott-Aufrufe kratzen ganz bestimmt an unserem Markenimage und verstimmen die eine oder andere Geschäftsbeziehung. Die entscheidende Frage lautet jedoch: Wie stark sind unsere Werte? Und wie behaupten wir sie in einer Zeit der globalen Veränderung? Dieser Prozess ist aus markentechnischer Sicht äusserst interessant und so findet sich in den nächsten Blogbeiträgen voraussichtlich die eine oder andere Parallele dazu.

Auszug der Facebook Boykott-Gruppen (Bild:facebook.com)