Reise zum Markenkern von BMW
Schon kurz nach Startbeginn spürten die Teilnehmer der BMW-Werksbesichtigung wohin die Reise geht. Nach der obligaten Begrüssungsansage entschuldigte sich der Reiseleiter mit verschmitztem Unterton, dass der Reisecar nicht von einem BMW-Reihensechszylinder angetrieben wird, was aber bestimmt schon alle am Ton erkannt haben. Seine Aussage erfuhr breite Zustimmung und die Reisegruppe schwörte sich das erste Mal auf den Besuch in München ein. Nach einer ruhigen und bequemen Fahrt durch das Allgäu lag die BMW-Welt in prächtigstem Frühlingswetter vor uns.
Einschnitt in das Markenimage
Bei der Ankunft in München erstrahlte in unmittelbarer Entfernung zum Olympiastadion das Vierzylinder-Hochhaus der BMW-Hauptsitzes. Mit seinen 22 Stockwerken überragt das Gebäude die umliegenden Bauwerke. Architektonisch besteht es aus vier aneinanderliegenden Zylindern und stellt damit eine Hommage an die vergangene und dieses Jahr wiederbelebte Ära des BMW Vierzylinder-Motors dar. Für viele Automobil-Enthusiasten steht BMW traditionell für den BMW Reihensechszylinder mit seiner einzigartigen Laufkultur, was mir persönlich auch so bekannt war.
Doch genau die Vierzylinder-Kompetenz aus vergangenen Zeiten erweist sich aktuell als grosser Wettbewerbsvorteil, der sich mit der Neuauflage der BMW 3er Reihe stark manifestiert. Ausser beim Topmodell, dem BMW 335i, verbaut BMW nur noch Motoren mit vier Zylindern. Einerseits wird damit rund 50 Kilo Gewicht eingespart und anderseits ist der Wirkungsgrad mit den neuesten Turbotechnologien höher. Konkret heisst dies: weniger Verbrauch bei gleich viel oder mehr Pferdestärken gegenüber dem Vorgängermodell. Ok, bei allen, die sich nicht mit Autos und Motoren auseinandersetzen, mag dies nun Achselzucken auslösen, doch war dieser Schritt aus dem Aspekt des Markenimages schon fast monumental. Die markentreue BMW-Gemeinde diskutiert diesen Schritt heftig und bei den Beiträgen in den Internetforen gehen die Emotionen hoch.
BMW gilt in der Fachwelt des Marketings als eine der konsequentesten wie auch konsistentesten geführten Marken, wofür auch die aktuellen Erfolgszahlen aus der Konzernzentrale sprechen. Doch woher rührt dieser Erfolg? Ein Blick zurück auf die Entwicklung der Traditionsmarke gibt darüber Aufschluss.
Zum Ursprung der Marke
Der Besuch des BMW Museums ergibt interessante Aufschlüsse über den Ursprung der Marke BMW.
1916 gegründet, durchlebte das Unternehmen während des ersten Weltkrieges einen grossen Aufschwung mit der Produktion von Flugzeugmotoren. Auch heute noch symbolisiert das weiss-blaue Rautenmuster eines rotierenden Propellers im Logo den Bezug zum Flugzeugbau. Nach dem Krieg verbot der Vertrag von Versailles, BMW während fünf Jahren die Produktion von Flugzeugmotoren. Dies zwang den Motorenhersteller zur Entwicklung des ersten Motorrads, das 1923 präsentiert wurde. Bis heute hält sich das Grundprinzip dieses Motorrads, der Boxermotor und der Kardanantrieb.
Erst mit der Übernahme eines Automobilherstellers schlug die Sternstunde der Automarke BMW. 1929 präsentiert sie ihr erstes Serien-Automobil, den 3/15 PS bzw. DA2. Wieder war es der Krieg, der die Industrie und damit auch BMW wirtschaftlich beflügelte, wobei auch weiterhin Flugzeugmotoren hergestellt wurden. Mit dem Kriegsende stand auch BMW fast vor dem Nichts. Das Werk in München war nahezu komplett zerbombt worden. Reparaturen an US-Armee-Fahrzeugen und der Bau von Fahrrädern sorgten für eine langsame Erholung. Wie schon zuvor sorgte die Motorrad-Produktion für den wirtschaftlichen Aufschwung. Das 1951 präsentierte Auto «BMW 501» begründete den Einstieg in die automobile Oberklasse. Dann folgten dramatische Ereignisse mit einer Beinahe-Übernahme durch die Daimler-Benz AG, die beherzte Kleinaktionäre glücklicherweise verhinderten.
Dank dem 1961 präsentierten Mittelklasse-Wagen, dem «BMW 1500», geriet der bayerische Fahrzeughersteller wieder auf die Erfolgsstrasse. Und begründete damit auch gleich das sportliche Image, das heute mit dem Markenwert «Dynamik» ein zentrales Versprechen an die Gefolgschaft darstellt. Mit der Lancierung der BMW 3er-Reihe, dem heutigen Zugpferd des gesamten Konzerns, gelten die Münchner auch als Begründer der Sportlimousine.
Mensch – Geschichte – Marke
Geschichten verbinden Menschen unter- und miteinander. Und wer nach seinem Besuch des BMW Museums und der BMW Welt, wieder in seinen BMW steigt fühlt sich als Teil dieser Geschichte sowie der Gemeinschaft. Das Erlebnis wird in der persönlichen Wahrnehmung eines jeden Menschen zum Teil des Bildes, dass er von der Marke in sich trägt.
Weitere Bilder von der BMW-Werksbesichtigung gibt’s auf der Mensch & Marke Facebook-Site.